16.10.07

Leben in Calgary

Hier kommt nun nochmal ein Update vom Informatiker aus Kanada. Mittlerweile habe ich mich hier eingelebt und mich mit dem Unialltag arrangiert und habe mich daran gewöhnt, dass hier alle englisch sprechen. ;-)

Der - in der letzten Mail erwähnte - Move-In-Day, an dem ich in mein eigentliches Zimmer hier auf dem Campus eingezogen bin, ist problemlos verlaufen. Ein paar Fotos von Wohnheim und Zimmer sind hier zu finden:

http://flickr.com/photos/26486472@N03/sets/72157605403933808/

Mein 'Roommate' heißt Anders und ist selbst ein 'international Student' und zwar aus Dänemark. Ich verstehe mich ganz gut mit ihm.

Bevor das eigentliche Semester hier losging, habe ich an der Veranstaltung 'UofC 101' teilgenommen. Die Orientation für alle Erstsemester der Uni. Manches davon war natürlich für mich nicht relevant, aber da ich ja auch neu an der Uni bin, war vieles auch sehr informativ. Insbesondere die 'Induction Ceremony' war beeindruckend mitzuerleben, wo alle neuen Studenten sich in einer riesigen Sporthalle versammeln und im Prinzip die ganze Zeit Fußball-Spiel-Atmosphäre herrscht mit ständigem Slogangebrülle, die uns bereits als Vorbereitung beigebracht wurden. Als da wären: "Who are we? U OF C!" und für unsere Faculty: "What is your profession? SCI-ENCE!".

Die Orientation-Woche wurde dann am Freitag und Samstag mit einer 'back-to-school' Aktion beendet. Das sah so aus, dass am Freitag eine - wohl in Kanada relativ bekannte (?) - Band auf dem Campus spielte und am Samstag das Football-Spiel 'Dinos vs Huskies' auf dem Programm stand. Das Maskottchen der Uni ist nämlich ein Dinosaurier und die offizielle 'Uni-Farbe' ist rot. Dementsprechend füllte sich am Samstag das nahegelegene McMahon Stadium mit großteils rotgekleideten Studenten und anderen Fans, um die 'Dinos' anzufeuern.

Diese Aktion mitzumachen war sehr interessant, auch wenn mein Vorurteil bestätigt wurde, dass Football extrem langweilig ist. Das Team bereitet sich die ganze Zeit nur auf ihren nächsten Spielzug vor, dann wird mal 5 Sekunden gespielt bis alle sich über den Haufen gerannt haben und dann wird wieder vorbereitet. Da die Spielzeit (1 Stunde in vier Viertel eingeteilt) nur läuft, wenn tatsächlich gespielt wird, dauert die ganze Aktion ca. dreimal so lange, wie die eigentliche Spielzeit beträgt.

An dem darauffolgenden Montag begann dann schließlich der eigentliche 'Uni-Alltag' und ich bin über den Campus geirrt um die richtigen Räume zu finden. Die Vorlesungen hier sind sind nicht viel anders als in Deutschland und es haben sich keine ernsthaften Schwierigkeiten ergeben den Vorlesungen auf Englisch zu folgen. Nur die Taktung hier ist etwas anders: Montag, Mittwoch und Freitag sind alle Veranstaltungen 50 Minuten lang. Jeweils von z.B. 10:00 bis 10:50 und dann hat man 10 Minuten Zeit um zur nächsten Veranstaltung zu wandern. Am Dienstag und Donnerstag sind es 75 Minuten + 15 Minuten 'Wanderzeit'. =) Die kürzeren Einheiten kommen mir aber sehr entgegen.

Es gibt keine wöchentlichen Übungszettel, dafür aber etwas umfangreichere Assignments für die man dann so 3 bis 4 Wochen Zeit hat. An die Mitstudis unter euch: Ich habe angefangen mein studip-Tool für manche Kurse hier zu verwenden. Falls ihr es nicht sowieso bemerkt habt, kann man auf diese Weise also gerne mal einen Blick auf die Sachen werfen, die hier so gemacht werden. Andere Kurse verwenden Blackboard, ein Stud.IP-ähnliches System das auf neue und kreative Weise Dinge falsch macht (*seufz*) und sich daher meinem Tool bisher entzieht. Insgesamt hält sich der Arbeitsaufwand aber in akzeptablem Rahmen und es bleibt durchaus noch Zeit für andere Dinge im Leben. :-)

Ich wurde allerdings auch daran erinnert, wie kostspielig das Studieren in Kanada ist: Ich habe insgesamt allein knapp 300 Kanadische Dollar (ca. 200 Euro) für notwendige Lehrbücher ausgeben müssen. Auf der anderen Seite ist dafür das Angebot an Aktivitäten auf dem Campus riesig. Es gibt alle möglichen Sporteinrichtungen (Fitnessstudio, Kletterwand, Schwimmbad, Eissporthalle etc.) und ständig sind irgendwelche Aktionen geplant. Man kann also tagelang den Campus nicht verlassen, ohne irgendetwas zu vermissen. ;-)

Um mich mal an der Kletterwand zu versuchen, habe ich vor kurzem den Kurs 'Quick Introduction to Climbing' belegt und wurde von einem Kletterlehrer sehr unterhaltsam in die geheime Kletterterminologie eingeführt. Ich hatte keine Vorstellung, was es da alles für Spezialbegriffe gibt. Am letzten Samstag habe ich dann einen kurzen Test absolviert der sicherstellen soll, dass man gelernt hat wie man seinen Partner und sich absichert, wenn man da in schwindelnder Höhe am Klettern ist, und nun darf ich die Kletterwand der Universität nutzen.

Was weitere Freizeitaktivitäten angeht, ist das CISSA - das Centre for International Students and Study Abroad - hier äußerst aktiv und plant diverse Events. In den nächsten Tagen ist beispielsweise ein 'Potluck Dinner' geplant, bei der jeder ein (mehr oder weniger) traditionelles Gericht beisteuert und auf diese Weise sicher eine Menge leckeres Essen zusammenkommt. =) Desweiteren findet sich eine Studenten-Bar namens 'The Den' auf dem Campus, die jeden Mittwoch Sammelpunkt für viele der internationalen Studis ist.

Abschließend: Ein paar 'Impressionen' zum Leben in Calgary habe ich hier zusammengestellt:




Soweit der Stand der Dinge in Kanada. :-)

Gruß nach Deutschland, Frankreich, England, Tschechien, Rumänien,
Schweden, Österreich, Neuseeland und wo ihr sonst alle gerade seid! =)

2.9.07

Ankunft in Calgary

Wo ich ja vor meiner Abfahrt von diversen Personen eindringlichst gebeten wurde mich 'mal zu melden', denke ich schon seit Tagen an nichts anderes und schicke nun hiermit erste Lebenszeichen aus Kanada! ;-)

Mit den beiden Flügen hat alles gut geklappt und Sean, ein Student den ich übers Internet kennengelernt habe, war ja so freundlich mich vom Flughafen abzuholen. Auf diesem Weg habe ich dann auch gleich das Calgary Bussystem kennengelernt und bin dann schließlich in meiner vorübergehenden Unterkunft angekommen und konnte einen Haufen Schlaf nachholen.

Ich habe das Gebäude, in dem ich im Moment wohne, mal bei Google Maps gesucht. Hier ist der Link dazu:

Google Maps

Die Tage darauf habe ich dann den Campus und Umgebung ein wenig erkundet. Es ist ein riesiges Gelände und es gibt alle möglichen Dinge direkt auf dem Campus - bis hin zu einem Reisebüro und einem Friseur (!).

Am Donnerstag wurde dann vom CISSA - dem Centre for International Students and Study Abroad - ein Orientation-Day für neue internationale Studierende durchgeführt. Von 9am bis 4pm wurden wir dort mit allerlei nützlichen Informationen versorgt. Zu meiner Überraschung gibt es an der University of Calgary doch um Einiges mehr internationale Studierende, als ich gedacht hatte. Wir waren so um die 50 Studenten. Und das ist erst der 'erste Schwung'. Es wird noch drei weitere Orientation-Days geben, für diejenigen, die noch nicht so früh da sind.

Was mich allerdings noch mehr erstaunt hat, ist der hohe Prozentsatz an Deutschen! Gleich zu Beginn bin ich an einem Tisch gelandet, wo links und rechts von mir jeweils ein Deutscher saß und zwei weitere Mädels waren aus Österreich. Insgesamt schien quasi die Hälfte der Gruppe deutschsprachig zu sein. Um meine TOEFL-bescheinigten Englischkenntnisse zu testen, habe ich mich dann aber bemüht mit der anderen Hälfte zu reden. =)

Meine persönliche Theorie dazu ist mittlerweile, dass Deutsche wahrscheinlich einfach diesen Hang dazu haben, alles genau durchzuplanen und daher etwas früher da sind und den ersten Orientation-Day mitmachen. In der letzten Session - direkt vor Unibeginn für 'late arrivals' - sind dann vielleicht besonders viele Spanier. ;-)

Das Wetter ist im Moment noch nicht viel anders als in Deutschland. Die letzten Tage waren sogar ziemlich warm. Das Wärmeempfinden der Kanadier scheint jedoch auch etwas anders zu sein. Denn auch an den Tagen, wo es eher kälter ist und ich darüber nachdenke, ob ich wohl bald meine Winterjacke brauche, laufen die hier in Shorts und Flip-Flops herum. =)

Am Montag ist dann schließlich 'Move-in day' und ich werde von meiner vorübergehenden Unterkunft in mein eigentliches Zimmer umziehen können. Zusammen mit allen anderen Studenten, die auf dem Campus wohnen. Darauf, wie diese Riesenaktion ablaufen wird, bin ich auch bereits gespannt. :-)

Zu guter Letzt: einige Fotos von meiner neuen Heimat habe ich auch bereits gemacht und online gestellt. Hier könnt ihr euch selber einen Eindruck verschaffen:

http://flickr.com/photos/26486472@N03/sets/72157605403648020/

Gruß aus Kanada!